MUD, ausgesprochen wie das englische Wort mud: "madd", hat nichts mit Schlamm zu tun, sondern ist eine Abkürzung, und zwar (ursprünglich) für Multi User Dungeon.
Erinnerst du dich noch an die guten alten Textadventures? Der Rechner präsentierte die Umgebung, in der man sich befand, in Textform, und man hatte die Möglichkeit, Befehle einzugeben, um woanders hinzugehen, Dinge zu betrachten, zu nehmen oder anzuwenden, oder sich mit vom Rechner bereitgestellten Wesen zu unterhalten. Viele dieser Spiele waren im Fantasy-Bereich angesiedelt, und daher kommt auch das Wort Dungeon. Man saß vor dem Rechner und versuchte durch viel Herumprobieren, Detektivarbeit und ein wenig Kämpfen, ein vorgegebenes Rätsel zu lösen oder ein Ziel zu erreichen. Aber man spielte eben alleine vor dem Rechner.
Auf der anderen Seite gab und gibt es in Rechnernetzen Chatsysteme wie IRC, über die sich mehrere Benutzer miteinander unterhalten können. Da das aber meist auch nur auf Textbasis abläuft und man seinen Gefühlen nur durch Textkonventionen wie Smileys Ausdruck verleihen kann, verlaufen solche Gespräche oft etwas steril und daher ab und zu auch mißverständlich.
Aus der Kombination beider Ideen wurden dann die MUDs geboren: Im MUD können sich mehrere, ja oft sogar mehrere hundert Leute gleichzeitig wie in einem Textadventure bewegen und mit der "toten" Umwelt interagieren. Doch dabei werden sie sich auch dort begegnen, ins Gespräch kommen, sich gegenseitig helfen, oder sich auch einfach nur miteinander unterhalten. Zusätzlich haben die Benutzer bei den meisten MUDs selbst die Möglichkeit, an der Erschaffung und Erweiterung dieser Welt teilzuhaben, also nicht nur passiv zu konsumieren, sondern mitzuprogrammieren, Ideen einzubringen und umzusetzen.
Bei den meisten Netzspielen für den PC muß man wissen, mit wem man spielt, da die Rechner der Mitspieler direkt miteinander vernetzt werden müssen. Im Gegensatz dazu gibt es für ein MUD weltweit nur einen zentralen Server, in den sich jeder Benutzer, meist noch dazu unter einem Pseudonym/Spitznamen, einloggt. Es können also sehr viele Leute gleichzeitig in einem MUD aktiv sein. Dementsprechend verändert sich natürlich auch die Welt im MUD, während man selbst nicht spielt, denn die anderen Benutzer werden in dieser Zeit nicht untätig sein.
Welche Arten von MUDs gibt es?
Nicht jedes MUD ist gleich, sonst wäre es ja langweilig. Es gibt verschiedene Welten, in die eingetaucht werden kann.
Die meisten bieten einen fantasy-orientierten Hintergrund, also eine Welt voller Abenteurer, Krieger, Magier, Elfen und Zwerge. Oft enthalten sie (nicht immer ganz ernst gemeinte) Anspielungen auf Klassiker der Literatur dieses Genres, manche nehmen sich sogar ein bestimmtes Werk als Vorbild und Basis ihrer Welt.
Andere schaffen sonstwie fiktive Welten, die sich dann meist an konkreten Vorbildern orientieren, im Science-Fiction-Bereich zum Beispiel Final Frontier.
Ein paar wenige MUDs haben sich sogar einen Ausschnitt der Wirklichkeit vorgenommen und versuchen, diesen darzustellen.Virrel zum Beispiel bildet den Campus der Universität Karlsruhe ab und stellt so den Versuch einer Symbiose zwischen Spiel und Informationswerkzeug dar.
In bester Adventure- oder Rollenspiel-Tradition haben alle diese klassischen MUDs jede Menge Rätsel oder Aufgaben (Quests) eingebaut, die man als Spieler in Angriff nehmen und so Erfahrung sammeln kann. Außerdem findet man oft noch Gesellschaftsspiele wie Brett- oder Kartenspiele, die man gemeinsam spielen kann, oder andere Aktionsmöglichkeiten, die ebenfalls Erfahrungspunkte geben.
Ein erfolgreicher Spieler kann auf seinen Wunsch in die Riege der Programmierer aufsteigen und damit an der Gestaltung des MUDs selbst aktiv teilhaben. (Je nach MUD heißen Programmierer auch Götter oder Zauberer.) Doch aufgrund seiner vermehrten Rechte sollte er dann nicht mehr so zwanglos normalen Spielern helfen.
Es gibt auch noch sogenannte MOOs (objektorientierte MUDs) und MUSHes (Multiple User Shared Hallucinations), in denen jeder Benutzer gleich selbst Objekte programmieren darf. Das Hauptaugenmerk dieser Form von MUDs liegt weniger im spielerischen Charakter einer virtuellen Welt, sondern mehr in der Kommunikation und im gemeinsamen Erschaffen einer fiktiven Welt. Doch gerade weil bereits von Spielern Programmierkenntnisse erwartet werden, haben sie, gemessen an Benutzerzahlen, zumindest in Deutschland bisher eher eine geringe Rolle gespielt.
Wie fast alle Netzdienste sind die meisten MUDs englischsprachig, auch viele der in Deutschland ansässigen. Doch inzwischen wurden auch einige deutschsprachige MUDs eröffnet....
Wie komme ich hinein?
Das Einloggen geht ziemlich einfach: Du mußt an einem Rechner sitzen, der vollen Zugang zum Internet hat und das telnet-Kommando versteht. Dann baust du zum angegebenen Hostrechner eine Verbindung unter der angegebenen Portnummer auf (Falls keine angegeben ist, läßt du sie weg.) Ein Beispiel: Mit telnet://finalfrontier.mud.de:7600 baust du auf einem UNIX- oder Windows-Rechner eine Verbindung nach FinalFrontier auf. Doch je nach Betriebssystem und Provider kann das auch anders aussehen.
In einem Begrüßungsbildschirm wirst du dann aufgefordert, deinen Benutzernamen einzugeben. Hier kannst du dir einen fast beliebigen Spitznamen ausdenken, unter dem du dort erscheinen möchtest. (Der Name darf noch nicht von anderen Spielern vergeben oder von den MUD-Betreibern gesperrt sein. Es darf sich nur um ein Wort handeln, mit gewissen Längenbeschränkungen und so weiter.) Viele MUDs bieten zum Reinschnuppern auch Gast-Accounts an; das wird dann im Begrüßungsbildschirm erwähnt, und im MUD selbst gibt es oft mehr Hilfestellungen.
Wenn du einen neuen Spitznamen gewählt hast, steht nun die Generierung deines Charakters an. Je nach MUD ist dies aufwendiger oder leichter. Bei Fantasy-MUDs hast du oft die Wahl zwischen mehreren Rassen (Menschen, Zwergen, Elfen, ...). Du kannst dein Geschlecht wählen und natürlich deine Figur und damit ihren Spitznamen durch ein Paßwort sichern. Durch diese Paßwortsicherung kannst du (im Gegensatz zum IRC) eine eigene MUD-Identität auch über mehrere Jahre hinaus mit dem Namen verknüpfen, und nicht nur über eine Session....
MUDclients
Der minimale MUDclient ist das normale Telnet-Kommando. Und für die ersten Schritte im MUD ist er auch erst einmal ausreichend; doch muß man sich über seine Schwächen im klaren sein und diese nicht dem MUD anlasten: Die größte Schwäche ist, daß es oft keine separate Eingabezeile gibt. Wenn also im MUD bereits wieder etwas passiert, solange man noch am Tippen ist, erscheinen getippte Ein- und Ausgaben bunt gemischt auf dem Schirm. Oft wird zwar durch Drücken der Backspace-Taste die Eingabezeile wieder komplett neu dargestellt, aber es bleibt doch eine holprige Lösung.
Eleganter sind da Programme, die man auf seinem Rechner installieren kann und die eine bessere Benutzerschnittstelle zum Telnet-Port darstellen. Für verschiedene Rechner und Betriebssysteme gibt es da inzwischen einige frei erhältliche MUDclients, die man zum Beispiel von der WWW-Seite http://www.mudconnect.com/mudfaq/mudfaq-p2.html#q5 [Client List] aus abrufen und installieren kann.
News
Für eine Komplettübersicht über MUDs auf der ganzen Welt schaut man am besten in die FAQ "List of MUDs". Da ab und zu MUDs auch ihren Hostrechner ändern, empfiehlt sich auf alle Fälle ein Blick in eine aktuelle Version dieses FAQs, die man zum Beispiel in den entsprechenden Newsgroups findet. Hier eine kleine Auswahl von Newsgroups, in denen sich das technische Hintergrundrauschen in Grenzen hält: de.alt.mud, rec.games.mud.announce und alt.mud.german.
Da aber die meisten MUDs inzwischen auf ihren WWW-Seiten auch Verweise auf andere MUDs haben, kann man sich auch in Netz-Manier von MUD zu MUD durchhangeln.
Je nach Provider ist es ratsam, sich auf die in Deutschland ansässigen MUDs zu beschränken, um akzeptable Antwortzeiten zu bekommen. Eine Liste mit deutschsprachigen oder in Deutschland ansässigen MUDs findet man bei MUD.DE.